Sehr geehrter Herr Generalkonsul Lee, sehr geehrte Frau Patzke, meine Damen und Herren, es ist mir eine große Ehre und Freude, dass ich anlässlich der Verdienstauszeichnung für die Sozial-Betriebe Köln, ausgesprochen von der Republik Korea und deren Präsident Moon, heute hier sprechen zu dürfen.
Wir, meine koreanischen Mitarbeiter und Chor-Schwestern, haben der SBK viel zu verdanken – daher habe ich diese Aufgabe sehr gerne angenommen.
Es ist lange, lange her – mittlerweile mehr als ein halbes Jahrhundert – als die koreanischen Mitarbeiter der SBK in den damals noch städtischen Altenheimen ankamen.
Wie Sie alle wissen…zu dieser Zeit herrschte in Deutschland ein schwerer Pflegenotstand und an dieser Stelle entstand ein offizielles Abkommen betreffend die Anwerbung von Krankenschwestern und Pflegehelfern zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Korea.
Zwischen 1965 bis 1976 fanden ca. 150 Koreaner hier in Riehl Arbeit und in Deutschland ein neues Zuhause.
Am Anfang war es sehr schwer für uns- wir waren alle jung und unerfahren.
Wir wurden mit einer fremden Sprache, anderen Sitten, neuen Essgewohnheiten und harten Arbeitsbedingungen konfrontiert.
Wir hatten starkes Heimweh und waren zudem mehr oder weniger auch noch „Taub/Stumm’’. Denn wir verstanden anfangs fast kein Wort, das man uns sagte.
Da wir Koreaner aber „selbstverständlich“ von Natur aus höfliche, nette Menschen sind und wir überdies traditionell konfuzianisch erzogen waren, haben wir immer nur ’’Ja’’ gesagt und dabei lieb gelächelt.
Damit war die Welt in Ordnung.
Ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass der damalige und mittlerweile leider verstorbene Direktor Heinz Müller gesagt hatte: „Irgendwann habe ich die Koreanerinnen gefragt, ob sie am Sonntag mit mir zur Prozession gehen wollen und sie möchten doch auch bitte ihren Han-Bok – die traditionelle koreanische Tracht – anziehen.
Sie haben alle „Ja’’ gesagt und gelächelt, aber am Sonntag stand ich ganz alleine da.“
Jetzt können wir herzhaft darüber lachen.
Wir hatten wirklich großes Glück, denn angefangen von den 60er Jahren – von Direktor Menten, Direktor Müller, Herrn Ludorff bis zur heutigen Geschäftsleitung Frau Patzke – sind wir mit offenen Armen aufgenommen worden und haben später viel Fürsorge, Anerkennung und Unterstützung erfahren.
Aus diesem Grund konnten wir uns auch – jeder auf seine Weise – wunderbar entfalten und gut integrieren.
1969 wurde erstmals das Kind einer koreanischen Mitarbeiterin der SBK geboren.
Es wurde seitens der SBK alles getan, um für das Wohl des Kindes zu sorgen und ausnahmsweise wurde im O-Haus, vor dem jetzigen P6, schnellstens eine Personalwohnung eingerichtet.
Nicht lange danach bestand die ganze Etage aus Dienstwohnungen für die koreanischen Ehepaare.
Im Laufe der Zeit wurden insgesamt 16 Kinder von koreanischen Mitarbeiterinnen hier geboren, unter anderen auch meine 2 Kinder.
Später im Jahr 1989 – unsere Kinder gingen mittlerweile allesamt zur Schule – nicht nur in eine normale deutsche Schule, sondern zumeist auch an den Wochenenden in eine koreanische Schule, ergab sich eine Besonderheit.
Um die Wartezeit, also die Zeit, in der die Kinder im Unterricht waren, sinnvoll zu verbringen, haben die Väter Fußball gespielt und die Mütter haben angefangen, emeinsam zu singen.
Der daraus entstandene koreanische Frauenchor diente nicht nur dem Singen – nein, der Chor und seine Mitglieder sind eine Gemeinschaft,
in der jeder für einander da ist und wo in der Not einander gegenseitig geholfen wird – eine große Familie.
Im Jahr 2000 wurde der Katholischen Grundschule Köln-Longerich geschlossen, wo der koreanische Unterricht stattfand und wir bis dahin unsere Singübungen durchführten.
Der koreanische Frauenchor musste plötzlich einen anderen Übungsraum suchen.
Jeder der Chormitglieder bemühte sich, einen geeigneten Raum zu finden – aber ohne Erfolg.
An dieser Stelle möchte ich einen besonderen Dank an Frau Patzke, der jetzigen Geschäftsführerin der SBK, für die Überlassung unseres neuen Chor-Proberaums aussprechen.
Ich fragte damals Frau Patzke ganz kleinlaut: „Gibt es vielleicht irgendwo auf dem SBK-Gelände einen Ort, wo wir am Wochenende Singen üben können?“
Damals dachte ich an das Café Cultura, dem Senioren Treff oder die Bauernstube.
Sie fragte mich: „Als Begleitung zum Singen brauchen sie doch ein Klavier?“
Ich wieder kleinlaut: „Ja…wir würden es auch selbst beschaffen, wenn wir nur ein Raum hätten…“
Sie daraufhin: „Sie können doch den Festsaal benutzen!!! „
Ich dachte da, Frau Patzke hätte mich nicht richtig verstanden. Ich wollte schließlich den Raum nicht nur einmal, sondern einmal die Woche als Übungsraum benutzen.
„Der Festsaal ist mein Ressource und wenn Sie diesen außerhalb der Betriebszeit benutzen, ist es kein Problem.
Machen wir eine Nutzungsvereinbarung.“ sagte sie.
Ich war im siebten Himmel, wie man hier in Deutschland so schön sagt.
Wir waren gerettet.
Seitdem üben wir jeden Samstag hier im Festsaal und mit der Zeit ist unser Chor auch ein fester Bestandteil in der Region Köln und NRW geworden. Wir sind ständiger Gast beim Internationalen Folklorefest im Kölner Tanzbrunnen und schon oft sind wir im Schauspielhaus Köln aufgetretenen, z.B. bei der Veranstaltung ‘’Heimatlieder aus Deutschland’’. Dies wäre nicht zu verwirklichen gewesen, hätten wir damals nicht die Möglichkeit erhalten, hier wöchentlich unsere Übungen und Proben durchzuführen.
Wir versuchen uns damit zu bedanken, dass wir uns bemühen, den hiesigen Bewohnern bei der jährlichen Weihnachtsfeier mit einem Konzert Freude zu bereiten und beim Annafest kulinarisch mitzuwirken.
Soviel zum Chor…aber auch sonst waren und sind wir über all die Jahrzehnte immer noch eng mit der SBK verbunden
Ich möchte an dieser Stelle noch von zwei weiteren Ereignissen berichten, obwohl es noch Etliches mehr zu erzählen gäbe.
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Ankunft der 1967er Gruppe, lud Herr Ludorff, damals Geschäftsführer der SBK, teils ehemalige Mitarbeiter aus aller Welt ein – und 20 Mitarbeiter aus der ganzen Welt – z.B. Korea, Kanada, den USA – folgten dem Ruf.
Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde hier auf dem Gelände eine koreanische Tanne eingepflanzt.
Auch zum 50-jährigen Jubiläum der ersten Ankunft der koreanischen Krankenschwestern und Pflegekräfte im Jahr 2015 fanden 40 ehemalige Mitarbeiter wieder ihren Weg nach Riehl. Viele sind auch heute hier anwesend.
Wie bereits gesagt…ich könnte noch viel mehr berichten.
Und dies ist auch ein Grund, warum viele von uns bis hin zum Rentenalter der SBK treu geblieben sind.
Wir, unsere Kinder und Kindeskinder sind mittlerweile ein integrierter und fester Bestandteil dieser Gesellschaft, was ohne die Fürsorge und Unterstützung der SBK nicht möglich gewesen wäre.
Daher möchte ich mich im Namen aller koreanischen Mitarbeiter für eine halbe Jahrhundert währende Geschichte zwischen der SBK und Koreanern bedanken.
Liebe Frau Patzke: Nochmals herzlichen Dank
(Am 25.11 2019)
2019년 12월 6일, 1149호 26면